GRENZGESCHICHTE

Die Grenzen Deutschlands und des deutschen Sprachgebiets in der Geschichte

Von Bert Alexander Schwank

1181 – Wiedergewinn von Mecklenburg und Brandenburg sowie Beitritt Pommerns

Bernardi-Karte

‍In Böhmen versuchte Herzog Bretislaw, der Mähren, Schlesien und Teile Polens an sich gerissen hatte, die deutsche Lehnshoheit abzuschütteln. Heinrich III. konnte ihn nach harten Kämpfen 1041 in die Lehnspflicht zurückholen. Unter Heinrich V. kommt Friaul unter die Herrschaft des Patriarchen von Aquileja, Verona wird selbständig, Triest geht an die Republik Venedig verloren. Nur die Markgrafschaft Görz (Gorizia) bleibt dem Reich verbunden und wird dem aus Kärnten herausgelösten Herzogtum Krain zugeordnet.


‍Mit Konrad III. kommen 1138 die Staufer auf den deutschen Königsthron, auf ihn folgt 1152 Friedrich I. Barbarossa. Während Friedrich seinen Blick meist nach Süden richtet, sind es sächsische Herzöge, deren Ziel die Rückeroberung der im Slawenaufstand 983 verlorenen Marken östlich der Elbe ist.


‍So wird die ehemalige ‚Nordmark’ von dem Askanier Albrecht dem Bär, Markgraf der Altmark, ab 1134 zurückerobert. Der mit ihm befreundete Slawenfürst Heinrich Přibislaw, der ohne Erben ist, überträgt seine Nachfolge auf Albrecht, der sich ab 1150 Markgraf von Brandenburg nennt.


‍An der Unterelbe hatte im 11. Jahrhundert unter dem Slawenfürsten Gottschalk die Christianisierung der Slawen begonnen. Eine Rückeroberung der ehemaligen ‚Billunger Mark’, also von Ost-Holstein und Mecklenburg, gelingt aber erst dem Welfen Heinrich dem Löwen, Herzog von Sachsen und Bayern, in den ‚Wendenkreuzzügen’ 1147 und 1157. Er gründet das von Seeräubern und Slawen zerstörte Lübeck neu, das Vorbild wird für die nach lübischem Recht zu gründenden Städte im Osten. Der Slawenfürst Niklot zieht sich brandschatzend bis nach Pommern zurück. Nach seinem Tod setzen seine Söhne den Widerstand in blutigen Schlachten fort, unterliegen aber schließlich der deutschen Übermacht.


‍Ein weiteres Kreuzzugsziel wird Pommern. Dort hatte Bischof Otto von Bamberg, der ‚Apostel der Pommern’ und seit 1124 Bischof des schon weitgehend deutsch besiedelten Stettin, die Taufe der slawischen Pomoranen eingeleitet. Herzog Bogislaw aus dem ‚Greifengeschlecht‘ wird 1181 im westlichen Pommern Reichsfürst unter brandenburgischer Lehnshoheit, der östliche Teil (‚Pommerellen‘) bleibt polnisches Einflussgebiet. Die Insel Rügen kommt mit einem Festlandstreifen 1168 unter dänische Hoheit.


‍Nach der Befriedung der ostelbischen Länder setzt eine starke städtische und bäuerliche Einwanderung ein, sodass die Sprachgrenze am Ende des 12. Jahrhunderts über die Linie Lübeck, Schwerin, Brandenburg, Dresden und das damals bayrische Eger hinausgeht, mit einer schnell wachsenden deutschen Minderheit bis über die Oder hinaus. In Stettin entsteht eine deutsche Sprachinsel. Die unterworfenen Slawen sinken, soweit sie im Lande blieben, zur Unterschicht ab.

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