GRENZGESCHICHTE

Die Grenzen Deutschlands und des deutschen Sprachgebiets in der Geschichte

Von Bert Alexander Schwank

1772 – Erweiterung Preußens um das Ermland und Westpreußen

Bernardi-Karte

‍1701 hatte sich Kurfürst Friedrich, der Sohn des Großen Kurfürsten, als Friedrich I. in Königsberg zum König in Preußen gekrönt; der Name Preußen geht nun auf den Gesamtstaat über, der mit Pommern und Brandenburg auch Teil des Reichs ist.


‍Mit dem Niedergang der schwedischen Großmacht im Großen Nordischen Krieg gelangt 1720 Schwedisch-Pommern südlich der Peene mit Stettin an Preußen, lediglich Rügen und das nördliche Vorpommern bleiben noch bis 1814 schwedisch, wenn auch weiterhin als Reichslehen. Das schwedische Bremen kommt an Hannover.


‍Mit dem Tode Karls VI. 1740 erlischt der habsburgische Mannesstamm. Seine Tochter Maria Theresia heiratet Stephan von Lothringen, der als Franz I. römisch-deutscher Kaiser wird. Friedrich II. der Große von Preußen nutzt die Schwierigkeiten in der österreichischen Erbfolge und erobert 1742 Schlesien, die reichste Provinz Österreichs. Lediglich der südliche Teil Oberschlesiens (mit Troppau und Teschen) bleibt bei Österreich. Unabhängig von diesem Besitzwechsel bleibt Schlesien Teil des Reichs, das sich nur noch als leere Hülle erweist. Im Siebenjährigen Krieg 1756 bis 1763 scheitert Maria Theresia, nun im Bunde mit Frankreich, Preußen aus Schlesien wieder zu vertreiben. In diesem sich auf ganz Europa ausdehnenden Krieg besetzt Russland Ostpreußen und annektiert es für vier Jahre.


‍Im Friedensvertrag von Rijswijk 1697 hatte Frankreich die 1659/78 im südlichen Teil der spanischen Niederlande (ab 1714 ‚österreichische Niederlande’) gewonnenen Gebiete mit Südflandern und dem Artois jedoch wieder herausgeben müssen. Franz I. überlässt dagegen 1735 den beim Reich verbliebenen, französisch-sprachigen Teil von Lothringen (mit Nancy) dem exilierten König Stanislaus Leszczynski von Polen, einem Schwiegersohn Ludwigs XV.. Nach dessen Tod fällt es 1766 – ausgerechnet unter einem Kaiser aus dem Hause Lothringen – an Frankreich. Der ‚Fleckenteppich’ an der Westgrenze hat ein Ende gefunden.


‍Die Zerrüttung Polens führt 1772 zur ersten polnischen Teilung durch Russland, Preußen und Österreich. Preußen gewinnt Westpreußen (Pommerellen) mit Bromberg und Elbing, aber ohne Danzig, das Freie Stadt wird, sowie das ostpreußische Ermland (mit Allenstein und Heilsberg), Gebiete die es 1466 an Polen verloren hatte und die weitgehend deutsch besiedelt waren. Die geographische Isolierung Ostpreußens ist aufgehoben. Die Reichsgrenzen sind jedoch nicht betroffen.


‍Das Herzogtum Holstein (mit Kiel und Altona) kommt 1773, nachdem das Herzoghaus auf den russischen Zarenthron gekommen war, durch ein Tauschgeschäft an die dänische Krone, wo es – wie auch das dänische Herzogtum Schleswig – eine weitgehende Selbständigkeit behält.


‍Die Grenze der deutschen Sprache dehnt sich im Osten in den preußischen Gebieten weiter aus. Prag wird mehrheitlich deutschsprachig.

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