GRENZGESCHICHTE

Die Grenzen Deutschlands und des deutschen Sprachgebiets in der Geschichte

Von Bert Alexander Schwank

1807 – Deutschland nach dem Ende des Heiligen Römischen Reichs und dem Frieden von Tilsit

Bernardi-Karte

‍Die Französische Revolution von 1789 hatte die politischen Grundlagen Europas erschüttert, in Deutschland waren Absolutismus und ständische Ordnung bedroht. Das französische Revolutionärsheer fällt unter dem Befehlshaber Napoleon, der sich 1804 zum Kaiser der Franzosen erhebt, in das Reich ein:

‍1794 fallen die ‚Österreichischen Niederlande’ an Frankreich, 1801 folgt im Frieden von Lunéville das Rheinland mit allen links­rheinischen Gebieten. Auch die Grafschaft Mömpelgard (Montbéliard), letzter deutscher Besitz in Burgund, fällt an Frankreich. Erstmals bildet der Rhein von Wesel bis Basel die Ostgrenze Frankreichs, wie dereinst des römischen Galliens.


‍In der zweiten polnischen Teilung hatte Preußen 1793 – weitab vom Reichsgeschehen – Danzig und ‚Großpolen’ (mit Posen und Tschenstochau), jetzt ‚Südpreußen’, gewonnen. In der dritten polnischen Teilung 1795, die zum völligen Verschwinden Polens von der Landkarte führt, erhält Preußen zusätzlich Masowien mit Bialystok und Warschau, jetzt ‚Neuostpreußen’. Im Frieden von Tilsit 1807 muss es jedoch, trotz persönlicher Intervention der Königin Louise bei Napoleon, seine westelbischen Besitzungen (mit Magdeburg) und die Gebiete aus der zweiten und dritten polnischen Teilung herausgeben. Der Gewinn aus der ersten polnischen Teilung, das ostpreußische Ermland und der größte Teil Westpreußens, jetzt mit Danzig, bleiben bei Preußen. Auf polnischem Gebiet entsteht das Herzogtum Warschau.


‍Im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 werden unter französischem Einfluss die geistlichen Fürstentümer Deutschlands ‚säkularisiert’ und, z.T. als Entschädigung für Gebietsverluste, den deutschen Ländern einverleibt (‚mediatisiert’). Der Versuch des Kaisers in Wien, gemeinsam mit Russland und Preußen der Expansion Napoleons entgegenzutreten, scheitert 1805 in der ‚Dreikaiserschlacht’ bei Austerlitz (östlich von Brünn). Österreich verliert Tirol an Bayern, erhält aber das säkularisierte Salzburg.


‍Unter französischem Protektorat schließen sich nun die süd- und westdeutschen Staaten 1806 zum Rheinbund zusammen und erklären ihren Austritt aus dem Reich. Fürstprimas des in Frankfurt residierenden Bundes wird der Kurfürst von Mainz, Karl von Dalberg. Kaiser Franz II., der schon 1804 den Titel eines Kaisers von Österreich angenommen hatte, legt die römisch-deutsche Kaiserkrone nieder. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hat sein Ende gefunden. 1807 treten weitere nord- und mitteldeutsche Länder dem Rheinbund bei. Deutschland besteht nun aus den Einheiten Rheinbund, Preußen und Österreich.


‍Die Sprachgrenze ist von diesen Ereignissen nicht berührt.

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