GRENZGESCHICHTE

Die Grenzen Deutschlands und des deutschen Sprachgebiets in der Geschichte

Von Bert Alexander Schwank

955 – Unterwerfung der Wenden, Einrichtung der bayrischen Ostmark und Ausdehnung nach Italien

Bernardi-Karte

‍Im Norden errichtet Heinrich I. 934 im dänisch-deutschen Grenzgebiet zwischen Eider und Schlei die Mark Schleswig, die jedoch 100 Jahre später an Dänemark zurückfällt.


‍936 wählen die deutschen Herzöge den Sachsen Otto I. zum König. 939 scheitert in der Schlacht bei Andernach ein weiterer Versuch Frankreichs, Lothringen zurückzugewinnen, Giselbert von Lothringen, der wieder auf französischer Seite steht, ertrinkt auf der Flucht im Rhein. 987 kommt es noch einmal zu einem Überfall auf Aachen, bei dem Otto II. nur mit knapper Not nach Köln entkommen kann. Danach ist die Westgrenze an Schelde und westlich der Maas für lange Zeit beruhigt.


‍Im Norden setzt Otto I. von Magdeburg aus, jetzt Hauptort des Reichs, die Feldzüge gegen die Elbslawen fort. Markgraf Hermann Billung unterwirft die nördlichen Wenden (Wagrier und Obodriten) und gründet die ‚Billunger Mark‘ in Ost-Holstein und im späteren Mecklenburg, Markgraf Gero unterwirft 946 die südlichen Wenden (Wilzen und Heveller) und errichtet im Havelland die ‚Nordmark‘ (die spätere Mark Brandenburg) mit Havelberg und Brandenburg (Brennabor), das schon einmal unter Karl dem Großen 789 erobert worden war.


‍955 werden die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg endgültig geschlagen und damit die südöstliche Reichsgrenze durch die Bayrische Ostmark (ab 976 unter den Babenbergern die Markgrafschaft Österreich) gesichert. Die Ungarn lassen sich danach in festen Wohnsitzen an Donau und Theiß nieder. Die Reichsgrenze erreicht die March vor Preßburg und die Leitha im Wiener Becken.


‍Als Schiedsrichter zu den norditalienischen Wirren gerufen, zieht Otto I. 951 erstmals nach Italien. In Pavia heiratet er Adelheid, die Witwe des lombardisch-italienischen Königs Hugo, und macht sich so zum König der Lombardei. Auf seinem zweiten Zug stürzt er den unbotmäßigen Markgrafen von Verona (Bern), Berengar, und behält 952 die Markgrafschaften Verona und Friaul sowie Teile Istriens mit Triest. Die zunächst an Bayern fallenden Gebiete kommen 976 an das aus Bayern herausgelöste neue Herzogtum Kärnten. In diese Zeit fällt auch die Zuordnung von Chiavenna (Kleven) zum Herzogtum Schwaben. Eine förmliche Annektion der Lombardei jedoch unterbleibt. In Rom lässt sich Otto zum Römischen Kaiser krönen und stiftet das Heilige Römische Reich (ab dem 15. Jahrhundert mit dem Zusatz ‚Deutscher Nation’), das auch Oberitalien umfasst. Es unterscheidet sich vom Vorbild des Römischen Reichs der Antike dadurch, dass jetzt die Deutschen die herrschende Nation sind.

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