GRENZGESCHICHTE

Die Grenzen Deutschlands und des deutschen Sprachgebiets in der Geschichte

Von Bert Alexander Schwank

1648 – Teilung der Niederlande im Westfälischen Frieden

Bernardi-Karte

‍1618 bricht der Dreißigjährige Krieg aus. Ursache waren die religiösen Gegensätze in Deutschland und die Widerstände der Reichsstände gegen den habsburgischen Absolutismus. Auslöser ist der Aufstand der protestantischen Stände in Böhmen mit dem ‚Prager Fenstersturz’ der kaiserlichen Statthalter. Das Eingreifen Schwedens und Frankreichs weitet den Aufstand zu einem europäischen Machtkampf. Nach wechselvollen Kämpfen und weitgehender Verwüstung Deutschlands (40% der Einwohner kommen ums Leben) kommt es nach vierjährigen Verhandlungen 1648 zum ‚Westfälischen Frieden’ zwischen dem deutschen Kaiser und Frankreich (Friede von Münster) und Schweden (Friede von Osnabrück). Die Folge sind einschneidende territoriale Veränderungen. In Regensburg beginnt der ‚immerwährende Reichstag’ zu tagen, bis zum Untergang des Reiches 1806.


‍1555 hatte Kaiser Karl V. die Niederlande seinem Sohn Philipp II. von Spanien überlassen. Ein spanisches Heer unter Herzog Alba konnte 1567 den Abfall der Niederlande von der spanischen Krone zunächst verhindern, der Aufstand Wilhelms von Oranien führte aber 1576 zur Loslösung der nördlichen, jetzt ‚Vereinigten Niederlande’, deren Ausscheiden aus dem Reich im Westfälischen Frieden nun abschließend bestätigt wird. Die südlichen, jetzt ‚Spanischen Niederlande’ mit Flandern, Brabant und Luxemburg, bleiben nach der Vertreibung der Spanier 1581 beim Deutschen Reich.


‍In Savoyen, wo Frankreich bereits 1601 den westlichen Teil annektiert hatte, wird das Fürstentum Piemont in die Selbständigkeit entlassen, sodass jetzt nur noch das Herzogtum Savoyen (mit Annécy und Chambéry) beim Reich verbleibt, allerdings durch die Schweiz vom übrigen Reichsgebiet getrennt.


‍In Lothringen wird die Zugehörigkeit von Metz (um Gebiete des Bistums erweitert), Toul und Verdun zu Frankreich bestätigt. Dazu werden die habsburgischen Gebiete im Elsass, darunter das Sundgau mit Belfort (Befort), abgetreten, nur die Reichsstädte und andere nicht habsburgische Ländereien bleiben beim Reich. Der so erreichte ‚Flickenteppich’ in Lothringen und im Elsass ist für Ludwig XIV. ein weiterer Schritt zum strategischen Ziel der Rheingrenze, die er im südlichen Elsass nun erreicht hat.


‍Im Norden übernimmt Schweden im Westfälischen Frieden Vorpommern mit Stettin, Rügen und Usedom sowie das Erzbistum Bremen als Reichslehen. Der schwedische König erhält Sitz und Stimme im deutschen Reichstag. Brandenburg hatte bereits 1618 das außerhalb der Reichsgrenzen liegende Herzogtum Preußen erworben. Mit dem ‚Großen Kurfürsten’ Friedrich Wilhelm beginnt der Aufstieg Brandenburg-Preußens zur europäischen Großmacht und damit der deutsche Machtdualismus von Preußen und Österreich. Die deutschen Ostgrenzen bleiben vom Westfälischen Frieden unberührt. Innerhalb des Reichs geht die von Böhmen 1329 gewonnene Oberlausitz (mit Bautzen und Görlitz) an Sachsen.


‍Die Ausdehnung des deutschen Sprachraums in den Osten findet ein vorläufiges Ende. In Westpreußen (Kulmer Land), Südmähren (Brünn) und Ungarn (Pressburg/Pozsony), auch in Posen und Krakau, gehen deutsche Sprachinseln durch Unterwanderung weitgehend verloren. Die Niederländer lösen sich mit eigener Hochsprache endgültig vom deutschen Sprachraum.

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