GRENZGESCHICHTE

Die Grenzen Deutschlands und des deutschen Sprachgebiets in der Geschichte

Von Bert Alexander Schwank

929 – Unterwerfung der Sorben und Böhmens

Bernardi-Karte

‍Mit Heinrich I. kommt 919 das sächsische Geschlecht auf den deutschen Königsthron. Ihm gelingt es, die ostfränkischen Stämme wieder unter seine Hoheit zu bringen und den Verfall des nun deutsch genannten Reiches (‚Regnum Teutonicum’) zu beenden.


‍Zunächst gewinnt er 925 das zwischenzeitlich unter seinem Vorgänger Konrad I. 911 verlorene Lothringen durch Vermählung seiner Tochter Gerbera mit dem Lothringer Herzog Giselbert zurück und macht es zu einem neuen Stammesherzogtum, das 959 in Niederlothringen (mit Köln, Aachen und Lüttich) und Oberlothringen (mit Trier, Metz, Verdun/Wirten, Toul/Tull und Nancy/Nanzig) geteilt wird.


‍Heinrich wendet sich nun verstärkt nach Osten. Zunächst schließt er mit den Ungarn, die in Thüringen eingefallen waren, einen Waffenstillstand auf neun Jahre, an dessen Ende er die wieder einfallenden Ungarn mit der inzwischen aufgebauten Reiterarmee vernichtend schlägt. Zur Sicherung der Ostgrenze an Elbe und Saale unternimmt er mehrere Feldzüge gegen die südlichen Elbslawen, die Sorben, bis über die Görlitzer Neiße hinaus. 929 errichtet er dort die Thüringer Mark mit der Burg Meißen (das heutige Sachsen), 930 nördlich anschließend, bis an Havel und Spree, die Lausitzer Mark (auch ‚Ostmark’, das heute südliche Brandenburg). Die spätere bayrische Ostmark (um Tulln) ist seit 907 ungarisch (bis 955).


‍Ebenfalls 929 zieht Heinrich vor Prag. Herzog Wenzel I. von Böhmen, aus dem Hause der Přemysliden, unterwirft sich, auch geschwächt durch die Ungarneinfälle, der Lehnshoheit des deutschen Königs und nimmt das Christentum an. Böhmen, das seinen Namen von den keltischen Boiern herleitet, war im 6. Jahrhundert nach der Abwanderung der germanischen Markomannen nach Bayern von den Tschechen besiedelt worden. Es beginnt die über 1000 Jahre währende deutsch-tschechische Symbiose. Mähren bleibt noch unter wechselnden Herrschaften, bevor es 1029 zum Reich kommt.


‍Die Eroberungen im Osten führen zu einer starken Einwanderung in die sorbischen Gebiete. Weniger die Einführung des Christentums war Ziel der Landnahme, als vielmehr die Chance der zu Hause von einem Erbe ausgeschlossenen Ritter und der mitströmenden Bauern auf eigenes Land. So überschreitet die deutsche Sprachgrenze im 10. Jahrhundert, auch durch die allmähliche Assimilierung der Sorben, die Saale und erreicht die mittlere Elbe.

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